Es gibt ein neues Netzwerk. Mal wieder. Netzwerke entstehen und verschwinden, manchmal beinahe unbemerkt, immer mal wieder. Diesmal heißt der neue Stern am Netzwerkhimmel Zurker.
Noch befindet sich Zurker in der geschlossenen Phase eines Beta-Tests und ist nur per Einladung zugänglich. Ein Konzept, das auch bei Google+ schon aufging. Künstliche Verknappung, um etwas besonders interessant zu machen, das funktioniert schon immer.
Zurker wird gelobt als das neue Anti-Facebook, denn es verspricht, die Rechte seiner Nutzer zu achten und es verspricht, irgendwann demnächst seinen Nutzern zu gehören. Wann das sein wird, ist noch ein wenig unklar. Nutzer können sogenannte vShares (zum Preis von 1€ je Stück) kaufen – bzw. zumindest während der Beta-Test-Phase auch über Referrals bekommen. Diese vShares sind sozusagen Anteile an Zurker und erst wenn in einem Gebiet (in unserem Fall geht es um Zurker Europe) 1 Mio. vShares vergeben wurden, wird Zurker (angeblich) umgewandelt in eine Gesellschaft, die seinen Nutzern gehört. Nun ja, wir werden sehen, ob dieses Geschäftsmodell aufgeht. Der Spiegel sieht es kritisch, vor allem auch aufgrund ein wenig – nennen wir es mal – unklarer derzeitiger Besitzverhältnisse.
Nach dem Einloggen offenbart sich wenig Neues. Es gibt aber auch eigentlich keinen Grund, das Rad neu zu erfinden. Derzeit sind natürlich erst einmal nur die early adopters dort zu finden und es ist wie immer bei einem neuen Netzwerk schwer, Leute zu finden, die man kennt. Bis das Netzwerk deutlich mehr Mitglieder hat, wird das wohl auch noch so bleiben. Und erst dann, wenn man ein paar mehr Kontakte dort hat, kann man auch abschätzen, ob einem Zurker einen Mehrwert bietet oder eher nicht.
Zurkers „Newsstream“ ist aufgeteilt in „Home“ – das eigene Zuhause, in dem alles angezeigt wird, was bei einem selber passiert; und „Street“ – die Umgebung, auf der angezeigt wird, was bei den eigenen Kontakten passiert. Kommentiert jemand eines meiner Fotos, erscheint das in meinem Home-Bereich. Kommentiert jemand das Foto eines Kontaktes, erscheint es im Bereich Street.
Was bei Twitter das Fav ist und bei Facebook das Like, ist bei Zurker ein sogenannter Zurk. Wobei der/das Zurk weniger ein zustimmendes Like sein soll, sondern eher ein „Danke, dass du die Information geteilt hast“ – den Like-Button interpretieren viele inzwischen auch in diese Richtung. Zurks kann man auf beinahe alles geben, Posts, Fotos, Kommentare, alles ist möglich. Teilen kann man auf Zurker ebenfalls alles, was man auf Facebook, Twitter und sonstwo teilen kann. Nichts Neues also, so insgesamt. Zurker verspricht aber, dass die geteilten Inhalte und Rechte an Fotos und so weiter anders als bei Facebook im Besitz der Nutzer bleiben. Ob das allein an Vorteilen reicht, um dem Platzhirsch Facebook den Rang abzulaufen, wage ich derzeit noch zu bezweifeln.
Hier noch von Zurker ein kleines Video (auf englisch), um zu zeigen, was man wo und wie machen kann:
Optisch und von den Funktionalitäten her kommt Zurker ein wenig altbacken daher in meinen Augen. Ein wenig frischeres Design wäre schön gewesen. Nach einer kurzen Weile des Umschauens findet man sich allerdings gut und einfach dort zurecht, im Prinzip ist ja alles wie überall sonst auch, heißt nur ein wenig anders. Ob Zurker für Unternehmen einen Mehrwert besitzt, muss die Zeit zeigen. Sicherlich muss dazu erst die kritische Masse erreicht werden, der Aufwand, ein weiteres Netzwerk zu pflegen, lohnt bei der derzeitigen Mitgliederzahl nicht wirklich meiner Meinung nach. Zurker selbst bietet aber die Möglichkeit, sogenannte Entities anzulegen, die den Seiten bei Facebook entsprechen – eine Nutzung durch Unternehmen und Organisationen ist also möglich und eingeplant.
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